Die Geschichte der Beziehung Pferd-Mensch/Mensch-Pferd ist leider auch eine Geschichte von Mißverständnissen.

Nur wußte ich das vor über 40 Jahren noch nicht, als ich begann reiten zu lernen. Der Mensch war das Maß aller Dinge.Ich wußte fast die ganze lange Zeit über, in denen Pferde mal mehr mal weniger eine Rolle in meinem Leben spielten, nichts von all den vielen fatalen Irrtümern. Ich litt darunter, dass ich trotz der Faszination die Pferde auf mich ausübten, leider immer auch Angst vor ihnen hatte. Sie waren mir „unberechenbar“, und damit ging von ihnen scheinbar eine Gefahr für mich aus. Meine eigene Unsicherheit steigerte natürlich (wie ich heute weiß) die „Mißverständnisse“ noch mehr, und so stand ich ständig im Brennpunkt zwischen meiner Liebe zu Pferden und meiner Angst vor ihren für mich oft erschreckenden Reaktionen.
Dann las ich eine Annonce von Nancy Franke und es schien sich mir hier eine Möglichkeit zu bieten, meine Ängste abzubauen. Seit fast zwei Jahren bin ich nun regelmäßig auf dem Sonnenhof zu Gast und weiß inzwischen, dass ich vorher nichts wußte. Trotz 40 Jahren „Pferdeerfahrung“. Es tut mir nachträglich leid um meine Beziehung – oder eben Nicht-Beziehung zu Osina, dem geliebten Pferd meiner Jugend – ich habe ihm so sehr unrecht getan und damit die Chance auf eine gute gemeinsame Zeit nicht nutzen können, weil ich mein Pferd und seine Signale nicht verstanden habe.
Doch nach dem Motto „Besser spät als nie“ bin ich froh, dass ich jetzt wenigstens um die Zusammenhänge zwischen meinen eigenen Ängsten und den Reaktionen des Pferdes weiß, dass ich inzwischen bei Nancy vieles lernen konnte, was mich sicherer und damit auch dem Pferd verständlicher macht und damit zu einem entspannten Miteinander führen kann. Ob nun am Boden oder auf dem Pferderücken, es ist ein wunderbarer Erkenntnisprozeß der Vertrauen aufbaut und zu einem respektvollen und aufmerksamen Umgang miteinander – Pferd und Mensch – führt. Ich wünschte mir so sehr, dass möglichst viele, vor allem auch junge Reiter bei Nancy lernen, wie wunderbar es sein kann, gemeinsam mit dem Pferd und vom Pferd zu lernen und dabei ganz nebenbei vieles auch über sich selbst zu erfahren. Respekt voreinander haben, aber auch eigene Grenzen wahren - ich habe auf dem Sonnenhof nicht nur viel über mich selbst gelernt, nicht nur eine Menge über das Pferd als Partner, sondern als Nebeneffekt auch einiges für mein eigenes berufliches und privates Leben und die Auseinandersetzung mit Kollegen und Vorgesetzten oder auch dem Liebsten :-). Ich bin dankbar, dass ich gerade in einer Krisenzeit meines Lebens diese Chance bekommen habe, die mir viele neue Türen geöffnet hat.

Mai 2007

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M. Guß und Medea, Haflinger Stute
F. Bukowski und Wichita, Hannoveraner Stute